Transalp 5: Mayrhofen – Bassano del Grappa
Jubiläumsjahr 30-Jahre RCW on Tour
Seit 30 Jahren unternehmen die Radsportler des RCW einmal im Jahr eine Etappenfahrt. Was 1990 mit einer Tour auf dem Rennsteig begann, führte die Sportler neben den klassischen Pässen in den Alpen auch schon durch den Apennin, auf die Route des Grandes Alpes von Genf nach Menton, durch Slowenien und durch die Pyrenäen. Im jährlichen Wechsel wurde das Rennrad oder das Mountainbike als Sportgerät genutzt. Im Jubiläumsjahr stand wieder eine MTB-Tour an und es wurde in Erinnerung an den ersten Alpencross 1996 wieder eine Transalp gefahren.
Von Mayrhofen im Zillertal nach Bassano del Grappa in Venezien führte die Route und die Tour bestätigte einmal mehr die Aussage von Ulrich Stanciu, dem Herausgeber der Zeitschrift „Bike-Magazin“, aus dem Jahr 1996: „Die Alpenüberquerung mit dem Mountainbike gehört zu den stärksten Eindrücken in Deinem Leben, ist eines der letzten Abenteuer inmitten der Zivilisation.“
Nun, ein Abenteuer sollte es werden, zu dem neun Sportler des RCW und ihre treuen Begleiter Bernd Brand und Uwe Friedrich Anfang September aufbrachen. Zum Glück besserte sich das Wetter und die Radsportler konnten die erste Etappe über das Pfitscherjoch ohne Regen und Schneefall, der in den Prognosen noch angekündigt worden war, bewältigen. Auch ohne die Unbilden des Wetters wurde es eine schwere Auffahrt, da der eigentlich über weite Abschnitte gut fahrbare Weg vom Schlegeisspeicher durch den Zamsergrund zum Pfitscherjoch durch die heftigen Regenfälle der letzten Tage völlig aufgeweicht war und im weiten Teilen eher einem Flussdelta denn einer Almlandschaft glich. Auch der Fahrweg nach der Lavitzalm zum Pfitscherjochhaus kostete richtig Kraft. Teilweise glich es einer Fahrt durch ein Kiesbett und die Räder mussten öfter geschoben werden, da in dem losen Untergrund kein Fortkommen war. Nach 1.700 Höhenmeter Aufstieg am Stück war die RCW’ler froh, das Pfitscherjochhaus erreicht zu haben. Der Rest der Tagesetappe bot keine Schwierigkeit mehr – besonnen und kontrolliert abfahren ins Pfitschtal nach Kematen stand noch im Rodbook.
Am nächsten Morgen wurde mit Blick auf die mit einer feinen Schneeschicht bedeckten Berge deutlich, dass wir Wetterglück hatten. Leichter Nieselregen, der uns zunächst bis Sterzing begleitete, wich strahlendem Sonnenschein. Zügig führte der Weg entlang der Eisack nach Brixen. In Albeins wartete nach 50 Kilometern ein echter Brocken auf die Radgruppe. Durch das Tal des Aferer Bachs ging es zum Würzjoch. Eine sehr schwere Strecke, die auf 14 Kilometern rund 1.400 Höhenmeter ansteigt. Auf der Würzjochstraße ging es dann zum Passübergang in das Val Badia. Das Würzjoch bietet mit seinen Rundblicken auf den Peitlerkofel und den Kronplatz einen landschaftlichen Höhepunkt am Ende dieser harten Etappe.
Auch der 3. Tag stand ganz im Zeichen traumhafter Alpenlandschaften. Zügig wurde der Talgrund des Val Badia durchquert um über St. Vigil das bekannte Berggasthaus Pederü zu erreichen. Der Blick vom Gasthaus Pederü auf die Steilauffahrt zur Fanesalm ist schon sehr beeindruckend um nicht zu sagen furchteinflößend. Umgeben von der Fanesgruppe ist die Fanes Hochfläche auf über 2.000 Metern gelegen und bildet einen Kessel, der durch satte Almwiesen, Gruppen von Zirbelkiefern, schroffen Kalkfelsen und zahlreichen Bächen geprägt wird. Hinter dem Limojoch (2.172 m) versperrten Murenabgänge den fahrbaren Weg. Mit kurzen Schiebepassagen wurde die markanten Abbruchkante ins Val Badia, der Col de Locia, erreicht. Der ins Tal führende Weg ist im oberen Teil nicht fahrbar. Dennoch kamen wir zügig oberhalb von Armentarola auf die Straße zum Passo Valparola. Nach 500 Höhenmeter stand nur noch 10 Kilometer Abfahrt auf der Falzaregopassstraße im Tagessoll. So störte auch der einsetzende Regen nicht mehr.
Die 4. Etappe führt über den Passo di Valles und den Passo Rolle. Der Zeitplan geriet jedoch kräftig durcheinander, als die geplanten Radwege zwischen Alleghe und Falcade an zwei Stellen von den Wassermassen weggespült waren. War die erste Hürde schnell genommen, mussten wir vor Falcade den Torrente Biois durchqueren. Bei der starken Strömung kein ganz leichtes Unterfangen. Nun, wir gingen nicht baden und erreichten nach dem Passo di Valles das wundervolle Val Venegia. Von der imposanten Pala Gruppe eingerahmt zieht sich eine Schotterauffahrt durch satt grüne Almwiesen. Die sportliche Herausforderung des Aufstiegs von 500 Höhenmetern geriet vor dieser grandiosen Landschaft zur Nebensache. Von der Baita Segantini waren die Gipfel zum Greifen nah. Die fantastische Kulisse lockte zu einer ausgiebigen Rast, bevor es zum Passo Rolle und weiter ins Tal nach San Martino di Castrozza ging.
Am fünften Tag stand der Passo Brocon im Tourbuch. Unterhalb des Cima Tognola führt der Weg zunächst zum malerisch gelegenen Lago di Calaita bevor es ins Val Vanoi hinab ging. Der Passo Brocon verlangt mit seinen 14 Kilometern Auffahrt und 860 Höhenmetern einiges ab. Aber bei strahlendem Sonnenschein wurde die Passhöhe zügig erreicht und die Abfahrt auf der alten Passstraße ins Tal des Torrente Cismon erinnerte an alte Militärstraßen am Pasubio oder Gardasee. Nach recht ruppigem Einstieg bot sich eine Schotterpiste, die das Herz der Mountainbiker höherschlagen ließ. Im engen Talgrund wälzt sich der Verkehr. Wir folgten einer von lokalen Sportlern empfohlene Route entlang des Torrente Cismon, die ohne Navigation nicht zu finden gewesen wäre, zu unserem Ziel am Fuße des Monte Grappa. Diesen gewaltigen Gebirgsstock hatten wir die letzten 15 Kilometer im Blick und die steilen Flanken ließen schon für die letzte Etappe ein flaues Gefühl aufkommen.
Das große Finale stand mit der Fahrt über den Monte Grappa am 6 Tag an. Der Weg ist einfach beschrieben – es geht bis zum bekannten Monument, dass den Opfern des 1. Weltkrieges gewidmet ist, 1.600 Höhenmeter bergauf. So einfach war die Auffahrt dann aber nicht. Ein acht Kilometer langer Abschnitt mit Passagen deren Steigung bei 20 % lagen kostet buchstäblich die letzten Körner und nach 17 Kilometern war eine kleine Stärkung auf der Malga Bocchette mehr als willkommen. Nun ging es nochmals ins Gelände. Ein alter Militärpfad zwang uns auch am letzten Tag nochmals von den Rädern und verlangte eine Schiebpassage steil bergauf. Völlig ausgepumpt lag der Gipfel schon vor Augen. Dennoch zog sich der noch einige Kilometer. Sichtlich froh, dass das Ziel Bassano del Grappa nun zu unseren Füßen lag und es nur noch bergab ging, um unser Abenteuer Transalp abzuschließen, genossen wir den strahlenden Sonnenschein auf dem Monte Grappa.
Datum | Strecke | Pässe | Kilometer | Höhenmeter |
31.08.2020 | Mayrhofen – Kematen | Pfistcherjoch | 48 | 1.700 |
01.09.2020 | Kematen – Antermoia | Würzjoch | 76 | 1.820 |
02.09.2020 | Antermoia – Cernadoi | Limo Joch, Valparola |
59 | 1.910 |
03.09.2020 | Cernadoi – San Martino di Castrozza | Passo di Valles, Passo Rolle |
59 | 2.090 |
04.09.2020 | San Martino di Castrozza – Seren del Grappa | Lago di Galaita,Passo Brocon | 68 | 1.630 |
05.09.2020 | Seren del Grappa – Bassano del Grappa | Monte Grappa | 51 | 1.610 |
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