2016 Trans Slovenia MTB
7 Etappen
428 km
10.412 Hm
- Faaker-See – Bled
- Bled – Kranjska Gora
- Kranjska Gora – Bovec
- Bovec – Tolmin
- Tolmin – Solkan
- Solkan – Sezana
- Sezana – Koper
RCW on Tour 2016 – Trans Slowenien
Im 26. Jahr ihrer beeindruckenden Tourengeschichte hatten die Organisatoren des Radclubs Wehretal wieder ein besonderes Schmankerl für die Mitglieder vorbereitet. In sieben Etappen führte der Weg vom Faaker See in Österreich nach Koper an die slowenische Adria. Diese Tour mit den Mountainbikes war die Fortsetzung einer Durchquerung der Karnischen Alpen, die die Sportfreunde 2012 von St. Vigil nach Villach führte. In diesem Jahr wurden die Karawanken und Julischen Alpen durchfahren.
Die statistischen Daten lesen sich nicht sehr anspruchsvoll – rund 480 Kilometer und etwas über 10.000 Höhenmeter lagen vor den elf Radsportlern, als sie am Faaker See nach der Anreise mit der Bahn von ihren treuen Begleitern Bernd Brand und Horst Stengl, die die MTB’s sicher zum Startort transportiert hatten, empfangen wurden.
Die Etappen sollten es jedoch in sich haben und das mitunter recht schwere Gelände und die endlosen Schotterpassagen, forderten die Radsportler gehörig. Der Faaker See stand ganz im Zeichen des eine Woche später beginnenden Harley Festivals und so dröhnten auf den Uferstraßen gehörig die Motoren. Schnell gewannen wir an Höhe und ließen den Faaker See hinter uns. Der Weg zum Annahüttensattel (1.580m üNN) bot auf 17 Kilometern Anstieg einen ersten Eindruck von den kommenden Tagen. Mit Erreichen der Passhöhe wurde auch die Grenze zwischen Österreich und Slowenien überschritten und nach rasanter Abfahrt verflogen die restlichen 20 Kilometer bis zum Bleder See wie im Flug. Landschaftlich lockten erste Blicke auf die Felsentürme der Julischen Alpen, die es durchaus mit den Dolomiten aufnehmen können. Bled, ein touristisch sehr geprägter Ort, verdankt seine Beliebtheit einer wirklichen imposanten Kulisse aus Bergsee, Bleder Burg und Marienkirche.
Der nächste Tag führte die RCW’ler nach Kranjska Gora, dem durch den alpinen Skizirkus sehr bekannten Wintersportort. Zuvor wollte jedoch die Pokljuka-Hochebene erobert werden, die bei Biathlonfreunden einen klangvollen Namen hat. Rund 77 Kilometer und 2.000 Höhenmeter mit schweißtreibenden Anstiegen, Schiebepassagen im teilweise unwegsamen Gelände sowie ruppigen Abfahrten wollten bezwungen werden, bevor der malerische Ortskern von Kranjska Gora erreicht wurde. Von der Pokljuka-Hochebene aus war der Triglav, der höchste Berg der Julischen Alpen und slowenisches Nationalsymbol, ständig im Blick. Breite Schotterpisten, einsame Wälder und überraschend wenige Wanderer oder Mountainbiker begegneten uns in der Höhe. Einzig im Biathlon-Stadion und in der Tallage auf dem wunderschönen Radweg entlang der Sava waren andere Gruppen unterwegs. Eine Erfahrung, die uns auf der gesamten Tour begleiten sollte.
Die folgende Etappe über den bekannten Vrisc-Pass (1.611m üNN) führte einmal mehr die fürchterlichen Schlachten des 1. Weltkrieges vor Augen, die Österreich-Ungarn und Italien in den Alpen geführt haben. Der Vrisc-Pass wurde von russischen Kriegsgefangenen als Nachschublinie für die Isonzoschlachten gebaut und begeistert heute durch 50 Kehren, die in die traumhafte Felskulisse der Julischen Alpen eingebettet sind. Kurz vor der Passhöhe entspringt die Soča, ein 140 Kilometer langer Gebirgsfluss, der südlich von Triest ins Mittelmeer mündet und deren Verlauf wir in den folgenden Tagen immer wieder folgen sollten. Mit Erreichen der Passhöhe lockte auf den restlichen 30 Kilometern eine lange Abfahrt die immer wieder durch knifflige Trailpassagen entlang der türkisblauen Soča die volle Konzentration und eine gute Fahrtechnik erforderten. Sichtlich beeindruckt waren einige Sportfreunde von den recht abenteuerlichen Hängebrücken die wiederholt zur Überquerung der Soča genutzt werden mussten.Die kleine Stadt Bovec, ein Eldorado für Wildwasserfahrer, war das Ziel der Etappe.
Keine Biketour ohne Regen – dieser Erfahrung folgend, waren wir entsprechend vorbereitet und haben auch der teils widrigen Witterung am nächsten Tag getrotzt. Je nach persönlicher Form oder Lust, sich der Regenfahrt zu stellen, standen bis zu 84 Kilometer mit 2.500 Höhenmetern auf dem Etappenplan. Der Talkessel zwischen Bovec und Tolmin, durch den sich die Soča schlängelt bietet jedoch zahlreiche Varianten und so teilte sich die Gruppe nach dem ersten langen Anstieg auf die Alm Planina Bozca (1.370 üNN) in Kobarid. Bei Nieselregen ging es für die einige ins Quartier während die Kletterspezialisten noch die Auffahrt zu Planina Kuhinja (990m üNN.) unter die Stollenreifen nahmen.
Die fünfte Etappe führte über 65 Kilometer und 1.900 Höhenmeter vollständig über den langgezogenen Bergrücken des Kolovrat (1.169m üNN.). Auf schmalen Pfaden, die nur dank der GPS-Navigation zu finden waren, passierten die Sportfreunde immer wieder alte Stellungsanlagen aus den Isonzoschlachten, die auf dem 40 Kilometer langen Bergrücken, der das Soča-Tal auf der slowenischen und Venetien/Friaul auf der italienischen Seite trennt, von Italien errichtet worden waren. Von der Höhe aus konnte bei klaren Wetter bereits ein erster Blick auf das Mittelmeer erhascht werden. Das Klima wurde mit jedem Kilometer milder und die Flora ging zunehmend von mit dichtem Buschwerk bewaldeten Karstlandschaft in Obst- und Weinplantagen über. Solkan, Ziel der Etappe ist bei Kanusportlern mit seiner Wettkampfstrecke recht bekannt. Einige Radsportler ließen sich vom rauschenden Strom der Soča so begeistern, dass sie die Wettkampfstrecke durchschwammen.
In die Heimat der Lipizzaner führte die sechste Etappe über 62 Kilometer und 1.300 Höhenmeter von Solkan nach Sezana. Die größten Schwierigkeiten bestanden in der Orientierung und dem recht ruppigen Gelände. Kaum sichtbare Trails wurden nur dank GPS-Unterstützung gefunden, hielten aber zahlreiche Dornenbüsche, Wurzeln und tiefen Schotter bereit. Trotz der Kürze der Etappe eine echte Plackerei, die bei heißem Wetter die Kondition und Fahrtechnik der Radsportler erheblich forderte. Nur wenige, wie verlassen wirkende Dörfer passierten die Wehretaler auf ihrem Weg. Da wurde eine andere Radgruppe, die sich auch auf den slowenischen Trails erprobte, schon freudig begrüßt. Ohne das Begleitfahrzeug, dass für die Verpflegung auf die wenigen Straßen, die wir querten, beordert wurde, wäre die ausreichende Versorgung mit Getränken und Essen sehr schwierig geworden.
Der siebte Tag sollte uns nach 480 Kilometern endlich ans Mittelmeer bringen. Zunächst folgten wir einer breiten Schotterpiste bis zum Gestüt der Lipizzaner, die sich jedoch auf den weitläufigen Koppeln vor neugierigen Blicken versteckten. Es folgten wieder zahlreiche Trails durch buschige Karstlandschaften und ausgedehnte Obst- und Weinplantagen. Von der Festung Socerb, einer Burganlage aus dem Mittelalter, deren Gründung bis in die Antike zurückreicht, lag das Meer schon ich Sichtweite vor uns. Es sollten aber nochmal ausgesprochen anspruchsvolle Trailpassagen folgen, die volle Konzentration und erhebliche Kraftanstrengungen erforderten. Umso genussvoller war der Weg entlang der Promenade zum Seebad von Koper und der langersehnte Sprung ins Mittelmeer.
Slowenien ist für Mountainbiker sehr zu empfehlen und als Bikedestination im Kommen. Ohne gute Vorbereitung, robustes Material, sorgfältige Planung und geprüfte GPS-Daten ist dieses Erlebnis jedoch nicht machbar. Die Infrastruktur ist nicht mit denen anderer Alpenräume vergleichbar.
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